Durch die mögliche Fusion hätten die beiden Anbieter mehr als 500 Millionen Handykunden und würden für ordentlich Bewegung im Markt sorgen. Randall Stephenson, Chef von AT&T, gibt öffentlich zu erkennen, dass er großes Interesse daran hätte einen bedeutenden europäischen Handykonzern zu kaufen. Auch Vittorio Colao, Chef des Unternehmens Vodafone, ist einer Übernahme durch einen Rivalen nicht abgeneigt.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg rechnen Teams bei AT&T schon einen Kauf des britischen Konkurrenten Vodafone durch. Bislang gab es noch keine offizielle Bestätigung der Konzerne, allerdings stieg der Aktienkurs von Vodafone zum Wochenende um 3 Prozent an. Mit über 500 Millionen Kunden weltweit und der Präsenz auf allen wichtigen Kontinenten, würde ein Zusammenschluss der beiden Anbieter den Markt kräftig beeinflussen. Andere Wettbewerber, wie beispielsweise die Deutsche Telekom oder América Móvil, müssten sich überlegen wie sie sich ebenfalls durch Übernahmen verstärken könnten.
Vodafone hat in letzter Zeit bereits häufiger für Bewegung im Markt gesorgt. Nachdem Vittorio Colao im Boommarkt Indien den Minderheitsaktionären der dortigen Vodafone-Tochter die Papiere abkaufte und in Deutschland für gut zehn Milliarden Euro den Fernsehkabel-Betreiber Kabel Deutschland übernommen hat, plant der Konzern jetzt auch deutlich mehr in seine Netze zu investieren. Allerdings bleibt fraglich, ob der Konzern ohne die US-Beteiligung lange unabhängig bleibt. Nach Einschätzungen mehrerer Analysten würde ein Kauf Vodafones 100 bis 120 Milliarden Dollar kosten. Dies könnte sich AT&T durchaus leisten. Die Übernahme könnte vermutlich erst im nächsten Jahr verwirklicht werden. Die Unabhängigkeit Vodafones scheint momentan kein wichtiges Ziel zu sein. In Verhandlungen mit Verizon Communications über die Zukunft der gemeinsamen Tochter wurde so eine Fusion von Verizon und Vodafone vorgeschlagen.
Da Übernahmen auf dem amerikanischen Markt kaum möglich sind, lohnt sich der Blick nach Europa. Besonders weil hiesige Telekom-Konzerne an der Börse momentan relativ billig bewertet sind. AT&T-Chef Stephenson kommt dies und die dazugehörige Offenheit Colaos somit sicher gelegen. So sagte dieser erst vor einigen Wochen auf einer Konferenz in Brüssel, dass Investments in den europäischen Markt derzeit eine riesige Chance darstellen würden. Falls die Gespräche mit Vodafone scheitern sollten, könnte AT&T auch noch einen Blick auf EE werfen, das Joint Venture von Deutscher Telekom und Orange in Großbritannien.
Vodafone selbst wurde durch eine Serie von Übernahmen groß. In Deutschland kam es im Jahr 2000 zu einer spektakulären Übernahmeschlacht und heute beherrschen Vodafone und die Deutsche Telekom mit jeweils mehr als 30 Millionen Kunden den deutschen Mobilfunkmarkt. Der Verkauf der US-Beteiligung hat Colao nun genug Geld eingebracht, um Töchter in 30 Ländern aufzurüsten. Ebenfalls steht der Kauf von ganzen Festnetzen zur Debatte, so wie hierzulande die Übernahme von Kabel Deutschland. Die Auswirkungen dieser Strategie dürften in Zukunft aber vielleicht nicht Vittorio Colao zugeschrieben werden, sondern Randall Stephenson.