Die neue Technologie VDSL Vectoring soll Datenraten von bis zu 100 MBit/s im Downstream ermöglichen, auch dann, wenn für VDSL hohe Entfernungen zwischen Vermittlungsstelle am einen und dem Kunden am anderen Ende der Leitung liegen. Das Ziel der Deutschen Telekom ist es zukünftig über 20 Millionen Kunden mit diesem hohen Tempo zu erreichen. Derzeit versorgt die Telekom aber gerade mal 11 Millionen Kunden mit maximal 50 MBit/s im VDSL-Versorgungsgebiet. Durch Vectoring könnten also sowohl die maximale Geschwindigkeit und die Anzahl der Kunden sowie die Reichweite für Geschwindigkeiten von 25 oder 50 MBit/s gesteigert werden. Zudem soll die neue Technologie alle neuen Errungenschaften garantieren, ohne dass mit teurer und wartungsintensiver Technik und zahllosen neuen Kabelverzweigern aufgerüstet werden muss.
Effizienzsteigerung durch gemeinsame Ansteuerung der Ader-Paare
Alcatel-Lucent sieht in Zukunft vor die vielen Ader-Paare in den dicken Tk-Kabeln nicht mehr als getrennte Kabel zu betrachten, sondern sie gemeinsam anzusteuern. In den herkömmlichen Kupferkabeln des Telefonnetzes sind Signale üblicherweise schon nach einigen hundert Metern so stark geschwächt, dass sie nicht mehr vernünftig empfangen werden können. Betrachtet man diese Abschwächung im Detail, stellt man fest, dass sich ein Teil des Signals auf viele hundert benachbarte Adern-Paare verteilt hat. Die Signalfetzen aus einer anderen Datenübertragung wirken dort nun als Störung. Genau diese gegenseitigen Störungen der Adern-Paare werden von Alcatel-Lucent ausgemessen, um anschließend mit speziellen Algorithmen auszurechnen wie man anfänglich ein Bit auf alle Adern-Paare verteilen muss, damit es am Ende das Signal zu diesem Bit genau im richtigen Ader-Paar ankommen lässt und sich die einzelnen Störungen in den anderen Adern-Paaren möglichst genau aufheben. Ähnliche Technologien gewinnen auch zunehmend im Mobilfunk an Bedeutung. Sie werden dort meist als Beamforming bezeichnet.
Regulatorische Rahmenbedingung für das VDSL-Vectoring
Aus technologischer Hinsicht spricht nichts gegen eine schnelle Einführung von Vectoring. Dafür gibt es aber umso mehr Probleme in Bezug auf die regulatorischen Rahmenbedingungen. Vectoring funktioniert nur dann, wenn fast alle Adern-Paare eines dicken Tk-Kabels auf die selbe Vermittlungsstelle führen. Die übliche Maßnahme Teilnehmeranschlussleitungen an Konkurrenzunternehmen zu vermieten, ist mit Vectoring jedoch inkompatibel. Das VDSL-Vectoring funktioniert zwar auch noch, wenn nicht zu viele Einzelpaare eines Kabelbündels an die Konkurrenz vermietet werden, jedoch wird die Konkurrenz selbst nie in der Lage sein Vectoring anzubieten. Hierfür würde man Zugang zum gesamten Kabelbündel benötigen und diesen besitzt nur die Deutsche Telekom. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die drei wichtigsten Tk-Branchenverbände, VATM, Breko und Buglas gemeinsam gegen Vectoring aussprechen. Aufgabe der Bundesnetzagentur ist somit der Politik so bald wie möglich einen Lösungsvorschlag zu unterbreiten, in dem der Regulierungsrahmen geeignet ausarbeitet wird.