Das automatische Notrufsystem eCall in modernen Fahrzeugen funktioniert in den meisten Fällen über 2G- oder 3G-Netze. Wird die geplante 3G-Abschaltung durchgesetzt, könnte es für die Notrufe keine ausreichende Infrastruktur mehr geben.
In Europa ist die automatisierte Notfall-Anrufmechanik seit Ende März 2018 gesetzlich vorgeschrieben. Alle Neufahrzeuge müssen demnach mit dem System ausgestattet sein. Im Ernstfall gilt es keine Zeit zu verlieren: Kommt es zum Unfall oder besteht eine sonstige Notsituation, können Insassen einen Notfallknopf drücken. Falls die Airbags auslösen, wird die Funktion automatisch aktiviert. Dann wird per Mobilfunk der Rettungsdienst alarmiert, eine Sprachverbindung zu den Insassen aufgebaut und der Standort übermittelt.
Das System basiert auf einem tief im Fahrzeug verbauten Notrufmodul mit SIM-Karte. Laut des ADAC vermeidet die Autoindustrie den Einbau von eCall derzeit, indem sie bestehende Typgenehmigungen von Vorgängermodellen fortsetzen. Der Verband sieht dies für die nächsten 8 Jahre als in Ordnung an, danach bräuchte es aber neue Genehmigungen für aktuelle Mobilfunk-Standards.
Neben dem gesetzlich festgelegten eCall-System haben die verschiedenen Hersteller auch eigene Notrufautomatiken entwickelt. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass hierbei der Notruf zunächst an den Autobauer oder an ein beauftragtes Call-Center weitergeleitet wird. Beim eCall werden die Rettungsdienste direkt alarmiert.
Welche Variante ist besser? Hier liegen unterschiedliche Meinungen vor. Während der ADAC im eCall die direktere, zuverlässigere und schnellere Methode sieht, befürwortet das Rote Kreuz die alternativen Systeme, da geschultes Personal der Hersteller oder Call-Centren umfangreichere Informationen weitergeben könne und Fehlanrufe minimiert würden.
Da die Planung und Gesetzgebung des eCalls einige Jahre in Anspruch nahm, sind die verbauten Mobilfunkmodule teilweise schon älter. 2G (GSM) und 3G (UMTS) sind kein Problem, über 4G (LTE) verfügen die verbauten Einheiten meistens aber nicht. Ebenso kommt es vor, dass die eingesetzten SIM-Karten für VoLTE (Telefonie via LTE) nicht freigeschaltet sind.
Die Planung der Abschaltung des 3G-Netzes schreitet voran – steht damit der eCall vor dem Aus? Wenn es so weit ist, könnte das Notrufsystem nur noch über 2G Signale senden, allerdings ist hier die Abschaltung EU-weit auch in vollem Gange oder zumindest vorgesehen.
Die Telekom will ihr gesamtes 3G-Netz bis 2021 herunterfahren und auch bei Vodafone und Telefónica soll 3G in den kommenden Jahren vor dem Aus stehen. Durch die Vorgaben für den Netzausbau stehen die Mobilfunkbetreiber unter Druck: 5G steht in den Startlöchern, weshalb alte Infrastrukturen zeitnah weichen müssen.
Jetzt besteht die Angst, dass der eCall in einigen Regionen bald gar nicht mehr funktioniert. Um dem entgegenzuwirken, fordern ADAC und der Verband der Automobilindustrie (VDA), den 3G-Rückbau bis 2035 stillzulegen. Die Verordnung des eCalls soll laut EU-Abgeordneter Evelyne Gebhardt (SPD) noch nicht aktualisiert werden. Zunächst will man prüfen, wie das Notrufsystem mit 3G, 4G und 5G weitgeführt werden kann.