Der Begriff "Netzneutralität" beschreibt grundsätzlich den gleichberechtigten Verkehr aller Daten im Internet. So soll verhindert werden, dass bestimmte Inhalte bevorzugt werden. Netzneutralität wird durch Telekommunikationsgesetze und die Netzanbieter gesichert. Dabei blicken letztere einer Lockerung der Regularien teilweise durchaus auch positiv entgegen.
Wenn man den gesamten Datentransport als Verkehr auf einer großen Autobahn sieht, ergibt sich ein chaotisches Bild: Es gibt nur eine große Spur, auf der sich verschiedenste Datenarten tummeln. Jeder fährt so schnell er kann, um möglichst zügig von A nach B zu gelangen. Stellt man sich nun vor, dass bestimmten Datenpaketen Spuren zugewiesen werden, um den Verkehr geordnet ablaufen zu lassen, erscheint der Vorschlag zunächst einleuchtend – Verbindungen die eine schnelle Bandbreite benötigen, wie z.B. Videochats, erhalten eine höhere Priorität, während weniger direkte Dienste, wie z.B. ein mobiler Video-Upload, auf eine langsamere Spur geschoben wird.
Allerdings kann dieses Prinzip auch missbraucht werden, indem Netzbetreiber der schnellen Datenspur eine Mautgebühr verpassen und so nur zahlungsfreudige Dienste zulassen. Zudem könnten die verschiedenen Nutzer und Anbieter ganz unterschiedliche Auffassungen darüber haben, welche Verbindungen nun einer hohen oder niedrigen Priorität zuzuordnen sind. Eine regulierte Datenautobahn klingt zunächst sinnvoll, eine entsprechende Umsetzung, die alle Betroffenen glücklich stellt, scheint aber unwahrscheinlich.
Sogenanntes "Zero Rating" stellt eine umstrittene Thematik innerhalb der Netzneutralität dar. Bei dieser Praxis belasten die Verbindungen eines bestimmten Dienstens das inkludierte Datenvolumen eines Mobilfunktarifs nicht. Der betroffene Dienst kann also nach Belieben genutzt werden, ohne dass sich der Nutzer Gedanken machen müsste, dass das Inklusiv-Volumen nach kurzer Zeit aufgebraucht ist.
Ein solches Modell hat die Telekom vor Kurzem vorgestellt: Stream On nennt sich das Feature und soll 20 Medienpartner, unter anderem Netflix, YouTube und ZDF in einem Zero-Rating-Paket bündeln. Dieser Service erscheint zunächst praktisch, allerdings sehen Kritiker hier eine Untergrabung der Netzneutralität durch die Förderung eines Zwei-Klassen-Systems innerhalb des Datenverkehrs. Dienste ohne Zero Rating würden benachteiligt und ihre Inhalte diskriminiert. Aktuell wird das Angebot auch von der Bundesnetzagentur geprüft.
Im letzten Jahr hat Berec (Body of European Regulators for Electronic Communications), also das Gremium der europäischen Regulierungsstellen für den Telekommunikationsmarkt, überarbeitete Richtlinien zur Erhaltung der Netzneutralität veröffentlicht. Jedoch sehen einige Experten Lücken in den Regularien und fordern straffere Gesetze. Aktuell gibt es noch Freiraum für Angebote, die z.B. Zero Rating beinhalten.
In den USA ist die Abschaffung der Netzneutralität aktuell auf dem Vormarsch. Während die Regierung unter Obama noch darauf bedacht war, die "Net Neutrality" zu gewährleisten, ist die US-Aufsichtsbehörde FCC unter ihrem neuen Chef Ajit Pai ganz anderer Ansicht. Den Netzbetreibern sollen in Zukunft weniger strenge Vorgaben auferlegt werden. Davon würden vor allem die großen Netzbetreiber in den Staaten (z.B. Verizon, AT&T, Comcast) profitieren.
Was die nächsten Jahre in Sachen Netzneutralität bringen, bleibt abzuwarten. Viele Verbraucher blicken Angeboten wie der StreamOn Option der Telekom positiv entgegen: Ein großes Angebot zum Nulltarif. Allerdings haben die zuständigen Behörden den Auftrag, das Internet als neutrales Territorium zu verteidigen und der Diskriminierung bestimmter Inhalte vorzubeugen.