Smartphones werden häufig als Umweltschleuder verschrien. In den Geräten werden Konfliktminerialien wie Gold, Kobalt und Coltan verbaut, die Fertigung findet fast ausschließlich zum kleinen Lohn in asiatischen Ländern statt und durch stetige Neukäufe entsteht reichlich Elektroschrott. Doch was kann man für einen grüneren Smartphone-Alltag tun?
Im letzten Jahr kauften Deutsche über 22 Millionen neue Smartphones. Dabei geben laut einer Bitkom-Studie 79 Prozent der Befragten an, dass ihnen Nachhaltigkeit „sehr wichtig“ ist, wenn sie neue elektronische Geräte kaufen. Allerdings bleibt die Frage offen, ob dieses Bewusstsein bei der tatsächlichen Kaufentscheidung bestehen bleibt. Denn nach wie vor werden auch in Deutschland vor allem Smartphones von Samsung und Apple gekauft – Marken, die bisher nicht unbedingt aufgrund ihrer hohen Umweltfreundlichkeit oder Nachhaltigkeit bekannt sind.
Beim Smartphonekauf auf Nachhaltigkeit zu achten, ist nämlich gar nicht so einfach. Informationen zu der Zusammensetzung, dem Ablauf der Lieferketten sowie den Arbeitsbedingungen bei der Smartphoneproduktion der jeweiligen Hersteller lassen sich per Google-Suche nur schwer mit belegbaren Quellen finden. Laut einem Bericht von Harvard Business Review wissen 80 Prozent der US-Unternehmen nicht, ob eingekaufte Elektronikware Konfliktmaterialien enthält. Nur 1 Prozent kann sicher sagen, dass keine Konfliktrohstoffe verbaut sind.
Ein Herstellerranking gibt es z.B. von Greenpeace. Die aus 2017 stammende Publikation „Guide To Greener Electronics“ beschäftigt sich intensiv mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Smartphone-, Tablet- und Computerproduktion. Wenig verwunderlich landet die Marke Fairphone auf Platz 1. Der Zweitplatzierte ist dagegen eine echte Überraschung – der kalifornische Hersteller Apple. Das Unternehmen erreicht die Gesamtnote B- (Notenskala A: sehr gut bis F: mangelhaft) vor allem wegen grüner Energienutzung. Konkurrent Samsung befindet sich mit Gesamtnote D- abgeschlagen auf dem 13. Platz. Google erreicht mit D+ den 10. Rang.
Der bekanntesten Ableger grüner Smartphones ist wohl das Fairphone. Das niederländische Unternehmen wurde 2010 als Startup gegründet und konnte schnell Aufmerksamkeit in der Smartphone-Szene generieren. 2013 begann die Entwicklung des eigenen Smartphones. Inzwischen gibt es das Fairphone in der 4. Generation. Die Geräte entsprechen den aktuellen Standards und sind mit entsprechender Technik ausgestattet. Zugleich müssen Interessenten etwas mehr für das Fairphone zahlen, als bei komponentenähnlichen Konkurrenten. Denn die faire Produktion ist de facto teurer. So wird beim Fairphone z.B. ausschließlich aus Fairtrade-Minen gewonnenes Edelmetall verbaut. Das Fairphone ist derzeit das einzige Smartphone mit TCO Zertifikat. Das als eines der strengsten geltenden Zertifikate achtet auf Nachhaltigkeit, faire Arbeitsbedingungen und Reparierbarkeit. Neben Fairphone gibt es wenig bekannte grüne Smartphoneproduzenten. Ein Hersteller kommt aus Deutschland und heißt Shiftphone. Das Unternehmen mit Sitz in Falkenberg entwickelt seit 2014 nachhaltige und modulare Smartpones. Die beim aus crowdfunding entstandene Familienbetrieb verkauften Geräte zeichnen sich vor allem durch eine hohe Reparierbarkeit aus. Einzelne Komponenten wie z.B. eine Displayeinheit, Kameras oder Fingerabdrucksensor können mit Einbauanleitung direkt beim Hersteller geordert werden.
Beim Shiftphone ist es ein zentrales Verkaufsargument, bei vielen anderen Herstellern leider gar nicht gegeben: die Reparierbarkeit. Innerhalb der letzten Jahre sind Smartphones immer dünner geworden. Früher waren Akkus häufig noch wechselbar, jetzt sind die Energiespeicher bei fast allen Geräten fest verbaut, um Platz zu sparen. Verliert der Akku über die Jahre an Kapazität, bleibt Verbrauchern nichts übrig als der Austausch mithilfe von eBay-Artikeln, Feinelektronikwerkzeug und Youtube-Tutorials oder der Neukauf.
Seit mehreren Jahren plant die EU ein Gesetz zur Reparierbarkeit von Smartphones. So will die EU-Kommission, dass Hersteller ihre Kunden 5 Jahre lang mit Ersatzteilen versorgen müssen. Zudem soll die Lieferdauer dieser Ersatzteile mit einer Maximaldauer versehen werden und die Preispolitik transparent gestaltet werden. Um dem Verfall von Akkus vorzubeugen, sehen erste Gesetzesentwürfe zudem vor, dass Akkus nach 500 Ladezyklen eine Mindeskapazität von 80 Prozent behalten und austauschbar sind oder, bei fest verbautem Speicher, nach 1000 Ladezyklen eine Mindestkapazität von 80 Prozent aufweisen. Des Weiteren sollen Smartphones erhöhte Sicherheitsstandards vorweisen, um Fall- und Wasserschäden vorzubeugen. Das entsprechende Gesetz soll 2023 in Kraft treten.
Apple kündigte im November an, zukünftig Self Service-Reparaturen zu unterstützen. Zunächst sollen Ersatzkomponenten, Austauschanleitungen und Werkzeug für Display, Batterie und Kamera von iPhone 12 und iPhone 13 zum Verkauf angeboten werden. Das Programm soll Anfang 2022 zunächst in den USA starten und im Laufe des Jahres auf zusätzliche Länder erweitert werden.
Ob ein Smartphone nun nachhaltig produziert wurde oder nicht: „Das Wichtigste ist, es so lange wie möglich zu nutzen“, so Omana George von Electronics Watch. Auch wenn aktuelle Smartphonetrends, Kameraupdates und hohe Hertzzahlen bei Displays zum Neukauf locken, sollte ein Smartphone immer eine gewisse Halbwertszeit haben. Nachhaltigkeit heißt nämlich auch, ein Smartphone zu nutzen, bis es nicht mehr nutzbar ist. Das können z.B. irreparable Schäden, der Verlust oder ein aufgebender Akku sein.
Eins sollte definitiv häufiger als das Smartphone gewechselt werden: der Smartphone-Tarif. Der Mobilfunkmarkt ist ständig im Wandel. Leistungen werden umfangreicher, das Datenvolumen höher und Preise sinken. Deshalb sollten Verbraucher regelmäßig prüfen, ob ihr aktueller Vertrag noch zeitgemäß ist. Andernfalls wird es höchste Zeit, Tarife bei SmartChecker zu vergleichen und das am besten geeigneten Angebot abzuschließen.