Augmented Reality: Was uns die erweiterte Realität bringt

AR vermischt digitale Inhalte mit der echten Welt

Laut Definition ist Augmented Reality (kurz AR) die digitale Erweiterung der Umweltwahrnehmung. In den meisten Fällen wird AR ausschließlich visuell umgesetzt. Durch die Technik lassen sich Informationen interaktiv und maßgeschneidert in die Realität des Nutzers integrieren. Welche Einsatzgebiete gibt es im Mobilfunkbereich und außerhalb?

Erweiterte Realität im Alltag

Augmented Reality hat in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug erhalten, ohne dass wir diese Umsetzungen konkret als AR begreifen. Ein bekanntes Beispiel kommt aus dem Sport. Bei Fußballübertragungen im Fernsehen wird während der Analyse einer Abseitssituation eine virtuelle Hilfslinie eingeblendet. Diese orientiert sich an dem realen Größenverhältnis des Spielfelds. Beim Schwimmen verhält es sich ähnlich – potenzielle Zeiten für neue Weltrekorde werden bei TV-Übertragungen vor den Athleten mithilfe einer virtuellen Linie „hergeschoben“. Diese Form von AR ist seit Jahren im Fernsehen integriert.

Meistens wird unter Augmented Reality aber eine andere Art der visuellen Darstellung verstanden. 3D-Inhalte sollen „in der echten Welt“ mithilfe von Bildschirmen platziert werden um so ein räumliches Verhältnis und die Illusion zu schaffen, dass das Projizierte real ist.

AR mit Smartphones, Tablets & Co.

Smartphones und Tablets sind prädestiniert für die Nutzung von AR. Durch das dauerhafte Mitführen sind sie zu jeder Zeit griffbereit. Augmented Reality ist heute schon ein vielseitig nutzbares Tool für Smartphones und Tablets. Die Anwendungsmöglichkeiten erstrecken sich dabei über diverse Themen- und Interessensbereiche. Soll z.B. dem eigenen Nachwuchs veranschaulicht werden, wie groß ein Tiger wirklich ist, kann auf einem Smartphone oder Tablet einfach die Google Suche herangezogen werden. Hier erscheint ein Button, der zu einer AR-Ansicht weiterleitet. Vorausgesetzt das eigene Smartphone ist ausreichend leistungsstark, wird nun die Kamera geöffnet und das 3D-Modell eines Tigers proportional zur Umgebung dargestellt. Ein anderes Beispiel sind Apps, mit denen reale Objekte vermessen werden. Als Ersatz für den Zollstock werden diese AR-Anwendungen eingesetzt um Länge, Breite und Tiefe eines Objekts schnell festzustellen. Die Apps greifen ebenfalls auf die Kamera zu. Sobald das Objekt mit der Kameravorschau eingefangen wird, werden die Maßeinheiten am Objekt angezeigt.

Zunehmend wird Augmented Reality auch in der Automobilbranche eingesetzt. Moderne Head-Up-Displays zeigen so z.B. Navigationspfeile direkt auf der Straße an oder belegen Spurbegrenzungen im Rahmen des Spurhalteassistenten mit einem optischen Verweis, wenn diese verlassen werden.

AR-Brillen seit Jahren im Trend – ohne echte Ergebnisse?

Neben den bereits in den Alltag integrierten Augmented Reality-Elementen via Fernseher, Smartphone, Tablet oder anderer Bildschirme, gibt es auch AR-Brillen. Diese ähneln vom Aufbau her einer klassischen Brille, kommen bisher aber in einem klobigeren Aufbau daher. Mithilfe der Brillen spart sich der Nutzer den Zwischenschritt eines echten Bildschirms und bekommt digitale Inhalte noch direkter in die Umgebung projiziert. Eins der bekannteren Modelle war die Holo Lens von Microsoft, deren Nachfolger im letzten Jahr erschienen ist. Klarer Nachteil: Auch die aktualisierte Brille ist immer noch riesig und erinnert optisch eher an Skiequipment. Zudem liegt der Anschaffungspreis mit fast 4000 Euro deutlich über dem, was als massentauglich bezeichnet werden kann.

Es gibt allerdings schon schlankere Modelle, wie z.B. die Nreal Light. Diese kann von der Funktion her ebenfalls überzeugen. Gleichzeitig gibt es immer noch Unausgereiftes, wie z.B. ein zu kleines Sichtfeld. Dieses Modell ist im Vergleich zu Microsofts Konkurrenz mit 800 Euro schon fast günstig zu bekommen. Allerdings benötigt das Gadget ein per USB-C-Kabel gekoppeltes und entsprechend leistungsstarkes Smartphone zum Betrieb und funktioniert nicht autark.

Google vs. Apple: Wer bringt die Massen-Brille als erstes?

Aktuell kursieren erneut Gerüchte, dass Google und Apple jeweils eine neue AR-Brille planen. Offiziell konkretisiert wurden diese Pläne von den Unternehmen noch nicht. Im Podcast „Sway“ der New York Times sprach Journalistin Kara Swisher mit Apple CEO Tim Cook über Augmented Reality. Der Tech-Guru erkennt in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Gaming und Einzelhandel hohes Entwicklungspotenzial: „Ich sehe, dass Augmented Reality in einigen dieser Bereiche bereits Erfolg hat. Ich denke, das Potenzial ist in Zukunft sogar noch größer. Augmented Reality ist demnach ein wichtiger Teil von Apples Zukunft.“ Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Konzernchef begeistert über AR äußert – ein Hinweis zur kommenden Apple Brille? Die Frage ist wohl nicht ob, sondern wann.

Schwestertechnik Virtual Reality: Mehr als nur Gaming

Mit Virtual Reality verbinden die meisten wohl Computerspiele. Bisher ist der Markt auch klar darauf ausgelegt. Die Oculus Rift war eine der ersten weitverbreiteten VR-Brillen und hat der Branche unter anderem zum heutigen Erfolg verholfen. Produkte wie HTC Vive und Valve Index folgten.

Gleichzeitig kann mit VR viel mehr umgesetzt werden, als ausschließlich bunter Gamingspaß. Im Bereich der Produktivität bietet VR ein enormes Potenzial. Der beschränkende Faktor von Augmented Reality ist, dass die reale Umgebung immer mit einbezogen wird. Mit VR werden in der visuellen Umsetzung keine Limits gesetzt.

Gerade in aktuellen Zeiten, in denen Online-Meetings in vielen Arbeitsbereichen täglich abgehalten werden, könnte Virtual Reality zu einem effektiven Werkzeug werden. Online ist es nicht möglich, zusammen vor einem Whiteboard Ideen auszuarbeiten. Schnelle Skizzen und Entwürfe müssen via Bildschirmteilen oder externem Programm dargestellt werden. Mit Konzepten wie meetinvr könnte arbeiten mit VR in Zukunft ein valides Mittel zur Neuerfahrung von Online-Meetings werden. Kollegen können gemeinsam in einem virtuellen Raum arbeiten und Ideen schnell untereinander austauschen.

Noch sind VR-Brillen zu teuer, schwer und unhandlich für den Arbeitsalltag. Genau wie AR besteht aber das Potenzial, dass die Technik ihren Weg in die Arbeitsroutine findet.

Zukunftsvision: Auf zur digitalen Kontaktlinse

Aktuell sind nutzbare AR-Anwendungen für die breite Masse auf Smartphons, Tablets und andere Bildschirme beschränkt. Hier funktioniert die Technik bereits gut und bringt einen echten Mehrwert für Anwender. AR-Brillen sind noch nicht ausgereift genug, um massentauglich zu sein. Bis Apple, Google und andere Hersteller so weit sind, schlanke und leistungsstarke Alltagsbrillen zu entwickeln, werden wir uns wohl auf AR-Apps beschränken müssen.

Klar ist aber auch, dass die Technik ein enormes Potenzial aufweist und in Zukunft immer wichtiger werden wird. Egal ob Informationsvermittlung, Gesundheit, Bildung oder Navigation – AR kann vielfältig eingesetzt werden. Es ist also eigentlich nur logisch, dass die Entwicklung nicht bei der Brille aufhören wird. Sofern die Technik soweit ist, ist es absolut vorstellbar, dass irgendwann auch AR-Kontaktlinsen auf den Markt kommen.