Soziale Netzwerke, PC- sowie Konsolenspiele und vor allem Streamingdienste machen einen Großteil des weltweiten Datenverkehrs aus. Inzwischen wird auf einigen wenigen Plattformen z.B so viel Content in HD-Qualität geschaut, dass die Netzbetreiber mit dem starken Datenverkehr immer mehr zu kämpfen haben.
Es muss eine besondere Situation vorherrschen, damit sich konkurrierende Marken der Telekommunikationsbranche zusammentun. Offenbar stellt die Belastung durch Streaming, Social Media und Gaming eine solche dar – im Namen von vier führenden Persönlichkeiten melden sich die wichtigsten Anbieter zu Wort. Mit dabei sind Nick Read, CEO von Vodafone, Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom und auch José Maria Álvarez-Palelete López, Chairman und CEO von Telefónica. Daneben hat die Stellungnahme auch Stéphane Richard, CEO bei dem nicht in Deutschland vertretenden Anbieter Orange, unterzeichnet.
In dem gemeinsamen Schreiben möchten die Unternehmen auf den globalen Anstieg digitaler Aktivität aufmerksam machen. Das Datenaufkommen würde weltweit jährlich um ca. 50 Prozent zunehmen und so zu einer immer deutlicheren Belastung für die Netze werden. Dabei sind es einige wenige Dienste, die für die Mehrheit dieses Datenverkehrs verantwortlich sind. Laut des Schreibens „entfallen über 70 Prozent des gesamten Datenverkehrs in den Netzen auf Videostreaming, Spiele und soziale Medien, die von einigen wenigen Plattformen für digitale Inhalte stammen.“
Um diese Last zu bewältigen, müssen die Anbieter nach eigener Aussage massive Investitionen vornehmen. Das Problem: diese würden von EU-Staaten nicht ausreichend subventioniert werden. Gleichzeitig profitieren die verursachenden Plattformen von „stark skalierenden Geschäftsmodellen zu geringen Kosten.“
Glauben wir den Anbietern, dann könnte es beim bestehenden Verhältnis zwischen Netzbetreibern und Inhaltsplattformen bald zu Problemen kommen. Der Anstieg drohe die Netze in den nächsten Jahren zu überwältigen, trotz heftiger Investitionen in den Netzausbau. Ein Grund hierfür ist beispielsweise die stetige Verbesserung der Videoqualität. Während eine Minute Streaming in HD-Qualität etwa 30 MB kostet, wird bei 4K-Qualität schon 160 MB veranschlagt. Der noch datenhungrigere 8K Standard steht bereits in den Startlöchern und wird in den nächsten Jahren sicherlich auch bei Streaminganbietern Einzug erhalten.
Die Netzbetreiber erhoffen ein Eingreifen der Politik, um neue Regulationen für den aktuellen Markt durchzusetzen. Als Beispiel wird die südkoreanische Netzpolitik beschrieben. Hier wird „ein nationales Gesetz erörtert, das die regulatorischen Voraussetzungen für einen gerechteren Beitrag zu den Netzkosten schaffen soll.“ Die Anbieter fordern die Europäische Kommission auf, EU-weite Regeln für einen gerechteren Netzmarkt zu etablieren. Inwiefern die EU auf den Brief reagiert, bleibt abzuwarten.