Der Netzbetreiber Vodafone möchte sich vermehrt dem Ausbau des eigenen Kabelnetzes widmen – zeitgleich wollen andere Anbieter wie NetCologe oder BBV weiter in Glasfaser investieren. Unterschiedliche Ansätze, die hoffentlich für eine allgemein besser ausgebaute Infrastruktur sorgen.
Während Vodafone noch vor einigen Jahren darauf pochte, ein eigenes, großflächiges Glasfasernetz zur errichten, zeigen die Signale nun Richtung Kabel. Ein Sprecher äußerte sich gegenüber der Rheinischen Post: „Wir werden künftig Teile unserer bisherigen Glasfaseraktivitäten umwidmen und sie ins Kabelnetz einbringen.“
So möchte sich das Unternehmen nun wieder vermehrt auf den Ausbau des eigenen Kabelnetzes konzentrieren. Allerdings haben bereits viele Kunden einen Glasfaseranschluss bis zum eigenen Heim oder Firma beauftragt. Insgesamt 150.000 Haushalte und 23.000 Unternehmen gilt es noch abzuarbeiten. „Hier wollen wir über die nächsten 15 Monate vor allem fertig bauen, was uns aufgetragen ist“, so der Vodafone-Sprecher. Weiterhin sollen „vor allem im Bereich geförderter Gemeindeprojekte sowie Gewerbegebiete auf Basis großer Kundennachfrage“ auch in Zukunft mit Glasfaser versorgt werden.
Die Fokusumstellung auf Kabel kommt durch eine erhöhte Nachfrage nach schnellen Anschlüssen zustande. Zwar ist die Abdeckung des herkömmlichen Kabelanschlusses seitens Vodafone spätestens seit der Übernahme von unitymedia hoch – allerdings fehlt es an vielen Orten an Highspeed. Aktuell wirbt der Anbieter mit maximal 1 Gbit/s, jedoch kann diese Geschwindigkeit noch nicht an allen Standorten realisiert werden.
NetCologne kündigte an, mehrere hundert Millionen Euro in den eigenen Glasfaserausbau zu investieren. Die dreistellige Millionenhöhe ist bereits vom Aufsichtsrat abgesegnet worden. Über welchen Zeitraum das Geld ausgegeben werden soll, gab das Unternehmen nicht bekannt. Nach eigenen Angaben hat NetCologne in den letzten 5 Jahren 500.000 Kunden ans Netz angeschlossen und dafür etwa 180 Millionen Euro investiert.
Auch BBV Deutschland wird nach der Übernahme durch die britische Investorgemeinschaft Infracaptial Neuinvestionen tätigen. In den nächsten drei bis vier Jahren sollen 500 Millionen Euro für den Glasfaserausbau ausgegeben werden. Laut BBV sollen ganze Landkreise flächendeckend mit Glasfaser versorgt werden, um bis zu 250.000 Haushalte mit Highspeed auszustatten.
Vergleicht man den Glasfaserausbau auf weltweiter Ebene, ergibt sich aus deutscher Sicht ein trauriges Bild. Ende 2019 gab die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (engl. Kürzel OECD) für Deutschland eine Glasfaserverfügbarkeit von 4,1 Prozent bekannt. 28 Prozent war hingegen der Durchschnitt. Mit modernen Glasfaseranschlüssen können bereits jetzt mehrere Gigabit pro Sekunde an den Kunden gebracht werden. Bis in Deutschland eine großflächige Abdeckung von dieser Qualität besteht, wird wohl noch einige Zeit vergehen.